Am 18. und 19. März berichtete Armin Krenz 150 Eltern und Fachkräften von Kita & Co, dass Kinder vor allem „Seelenproviant“ brauchen. Der bekannte Buchautor vom Kieler Institut für angewandte Psychologie und Pädagogik sprach am ersten Tag bei einem abendlichen Kita & Co- Elternforum im Kreishaus, am folgenden Tag vermittelte er sehr anschaulich seine Thesen während einer Kita & Co Fortbildung vor Fachkräften aus Kitas und Grundschulen.
Armin Krenz liebt klare Botschaften. Und von denen hat der Elementarpädagoge eine ganze Reihe mitgebracht, gestützt auf langjährige eigene Arbeit mit Kindern und auf Ergebnisse der Hirnforschung. Zu den Antworten, was Menschen stark macht, gehören für ihn drei Schlagwörter: Selbstständigkeit, Unabhängigkeit und ein hohes Maß an, wie er sagt, „Sozilabilität“, also der Fähigkeit, seinen Platz in einer Gemeinschaft einzunehmen. Diese drei Bereiche entwickelt der Mensch in den ersten sieben Lebensjahren. Damit ein Kind diese drei prägenden Eigenschaften entwickeln kann, braucht es eine angstfreie Umgebung.
Armin Krenz skizziert die kindliche Entwicklungs- und Erfahrungswelt als eine zweipolige: Da stehen sich Lernfreude und Lernabwehr gegenüber, genauso wie etwa Konfliktfähigkeit und Aggressivität. „Alles, was wir als Erwachsene tun, können wir diesen zwei Polen zuordnen“, sagt der Referent, „ es ist entweder förderlich oder hindert die Entwicklung der Kinder“. Die ersten Lebensjahre seien auch deshalb so entscheidend, weil bei der Geburt wenig festgelegt ist. Angeboren sei zwar nichts, aber der Mensch komme mit „Bereitschaften“ zur Welt. Diese Dispositionen werden von der Umwelt gefördert oder im schlimmsten Fall verschüttet.
Lebensfreude sei die Voraussetzung für Lernfreude. „Wir können Kinder gar nicht bilden, sondern nur ihre Persönlichkeitsmerkmale entwickeln“, sagt der Kieler Professor. Seinen Vortrag zeichnen an vielen Stellen anschauliche Beispiele und Tipps aus. So empfiehlt der 61-jährige Autor, nicht zu, sondern mit den Kindern zu sprechen, sie nicht zu belehren, sondern mit ihnen gemeinsam zu spielen.
Und er spricht sich gegen eine „Airbag-Kindheit“ aus, in der Kinder ängstlich in einer kleinen, sicheren Welt eingeschlossen werden. „So lernen Kinder, dass andere für ihr Wohlbefinden verantwortlich ist. Diese Bilder werden abgespeichert. Dies werden Menschen, die später die Verantwortung abgeben“. Für den Experten bedeutet Sicherheit nicht, täglich zum Unterricht gefahren zu werden, sondern wertgeschätzt zu werden und Räume zugebilligt zu bekommen, die angstfrei erfahren werden können. Wertschätzung statt Überbehütung, so werde wertvolles Seelenproviant aufgebaut. „Wer Seelenproviant hat, ist lösungsorientiert, wer keines hat, sieht später immer nur die Probleme“ sagt er.
Nur wer angstfrei ist, ist mit sich selber einverstanden, ist glücklich, und entwickelt den Wunsch, mit anderen glücklich zu sein. Heraus kommt so etwas wie die Krenzsche Lebensformel: „Vom Ich zum Du zum Wir“. Solange der Mensch seine Individualität nicht entdecke, kann er keine Beziehung zu anderen Menschen aufbauen, sagt er – und kommt immer wieder zurück auf die Kindheit als der Schlüsselphase der menschlichen Entwicklung.
Statt mehr Leistungsdruck schon im frühen Kindesalter plädiert er für mehr Liebe. Die gibt den Kindern das Gefühl, so wie sie sind angenommen zu werden. Zeit und Ruhe sind zwei weitere Grundbedürfnisse, die nach seiner Theorie befriedigt werden müssen.
Viele Zuhörer sind sehr angetan vom Vortrag. Sie entdecken in den Bildern und Gedanken Ähnlichkeiten zum eigenen Denken. Emotional-soziales Lernen ist in der Kindheit besonders wichtig, und alle Eltern wollen glückliche, lernfreudige Kinder. Armin Krenz hat Wege aufgezeigt, wie dies besser und vor allem kindgerecht gelingen kann.