Kindern positiv zu begegnen, gehört längst zum Einmaleins der Fachkräfte in Kitas und Grundschulen. Doch im dicht getakteten pädagogischen Alltag erscheint es manchmal aufwändig, Fähigkeiten in den Vordergrund zu stellen. „Uns gefällt genau das Positive an seinem Ansatz, also auf das zu schauen, was geht“, sagt Havva Mayadali, eine der Teilnehmerinnen des Workshops mit Ben Furman. „Konsequent die Fähigkeiten des Kindes in den Vordergrund zu stellen, ist der richtige Ansatz“, ergänzt ihre Kollegin Arlin Ferraby. Die beiden gehören zu den Multiplikatorinnen, die neben den Fachkräften aus den an Kita & Co beteiligten Einrichtungen zu dem ganztägigen Workshop ins Herforder Kreishaus eingeladen waren.
Besonders gut hat den beiden Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle für Eltern, Jugendliche und Kinder des Kreises Herford die Idee mit der Party gefallen. Bei dieser steht das Kind, das etwas geschafft hat, im Mittelpunkt. Die Party ist ein Element der 15 Schritte, die Ben Furman vorschlägt. Bei den ersten Schritten wird durchaus das Problem gesehen. Doch dabei bleibt es nicht stehen. Die Fachkräfte sprechen gemeinsam mit dem Kind darüber, welche Fähigkeiten es erlernen kann, um die Schwierigkeit zu überwinden. Es folgen Zwischenschritte, wie etwa coole Namen und Symbole, die das Kind an das Lernen erinnern, über das Benennen von Helfern durch das Kind, die beim Lernen unterstützen. Die Party, organisiert von den helfenden Erwachsenen, steht weiter hinten in der To-Do-Liste.
„Das Schöne an dem Konzept ist auch, dass es leicht zu verstehen ist“, sagt Renate Brinkmann, „das erwarte ich von einem Fortbildungstag“. Die Sozialpädagogin hat ebenfalls an dem Workshop teilgenommen. Sie arbeitet mit Schülerinnen und Schülern der Grundschule Bünde-Spradow im Projekt Bem-Vindo, was so viel wie „Willkommen“ heißt und sich auf die Schulkinder bezieht, die erst seit kurzem in Deutschland leben. „Der defizitäre Blick ist noch sehr verankert, das ganze Schulsystem ist leider immer noch so aufgebaut“, sagt sie. Einzelne Elemente des Konzepts von Ben Furman nutze sie schon lange, andere würde sie nun ausprobieren. „Kreativ sein, die Fröhlichkeit nicht verlieren“, das sei wichtig.
„Alle Probleme der Welt kann man mit dem Fähigkeitsauge anschauen“, sagt der finnische Psychiater. Oftmals helfe es auch, über das Gegenteil nachzudenken. Was ist das Gegenteil von Angst? „Mut“, sagt Ben Furman. Wichtig sei es, von Beginn an mit dem Kind darüber zu sprechen. Wichtig auch, den Weg in kleinen Schritten zu gehen. „Das Kind kann beispielsweise erst mit einem Kuscheltier sprechen, dann mit mehreren, dann über Telefon und Skype und schließlich mit Menschen. So könnte man Mut trainieren“.
Wie ist er auf diesen Ansatz gekommen? „Als Arzt war ich nicht zufrieden mit dem tiefenpsychologischen Modell“, schaut er zurück, „ich wollte etwas, das schneller geht“. Und so hat er das Helsinki-Kurztherapiezentrum mitbegründet, das bis heute erfolgreich arbeitet. Kurztherapie in Finnland und Lösungsfokussierung in Deutschland – beide Bezeichnungen meinen das Gleiche. Das umfangreiche Material zu seinem Programm „Ich schaffs!“, das er im Kita & Co-Workshop vorgestellt hat, ist inzwischen in zehn Sprachen übersetzt und wird besonders im Kinder- und Jugendbereich umgesetzt.
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